14. Palaver Veränderungen/Neuanfang am 15. Juni

Ein gewisses Maß an Veränderungen ist immer angesagt. Allzu starres Beharren läuft den Gesetzen des Lebens zuwider. Dazu zähle ich auf der individuellen Ebene alles, was zwar den Lebensstil nicht grundsätzlich ändert, ihn aber erträglicher macht. Die Arbeitszeit reduzieren, um mehr Zeit für soziale Kontakte oder Hobbys zu haben, mehr

Wie gehabt: Kaffee und Kuchen ab 14:00 , Austausch und Diskussion ab 16:00, danach gemeinsames Abendessen
Inzwischen kommen die meisten Teilnehmer Freitagabend bis Sonntag. Das gibt genügend Gelegenheit zur Vertiefung. 

Biokulturhof-Palaver

Gemeinsam Mut-Quellen schaffen

Ein selbstbestimmtes Leben führen, herausfinden was wir wirklich (machen) wollen, Neues wagen – viele von uns sind auf der Suche. Auf dem Biokulturhof wollen wir gemeinsam in die Kraft kommen: Wir wollen einen Raum schaffen für Begegnung, Austausch und Vernetzung. Konstruktive Diskussionen über alternative Lebensentwürfe im Arbeiten, Versorgen und Wohnen sollen angeregt werden. Impulse aus der Gemeinschaft, kontroverse Standpunkte und vielfältige Erfahrungen sollen hier ausgetauscht werden.

Wir wollen zu einem ganzheitlichen Verständnis unserer Umwelt und Gesellschaft zurück. Unsere Beziehung zueinander, zur Welt als Ganzes, zu den Dingen, Tieren, Pflanzen und unseren Körpern, wollen wir stärken.

Alle Teilnehmer sind verantwortlich für den Prozess und die Gestaltung der Diskussionsrunde. Wir üben so gemeinsam eine verständnisvolle Kommunikation, die uns weg von Wettstreit führt und Möglichkeit zu Resonanz öffnet. Jeder soll zu Wort kommen in der Zeit, die er benötigt. Wir hören zu und nehmen wahr. Wir reden um zu teilen und wirklich in Kontakt zu kommen.

14. Palaver Veränderungen/Neuanfänge 

Ein gewisses Maß an Veränderungen ist immer angesagt. Allzu starres Beharren läuft den Gesetzen des Lebens zuwider. Dazu zähle ich auf der individuellen Ebene alles, was zwar den Lebensstil nicht grundsätzlich ändert, ihn aber erträglicher macht. Die Arbeitszeit reduzieren, um mehr Zeit für soziale Kontakte oder Hobbys zu haben, mehr bewegen, um Pfunde zu verlieren und ein besseres Körpergefühl zu haben, einen Yogakurs belegen, ab und an mit dem Lastenfahrrad fahren statt mit dem Auto, des guten Gefühls wegen.

Das können durchaus erste Schritte sein hin zu größeren Veränderungen. In der Regel lässt es sich fast alles problemlos in den alten Lebensstil integrieren.

In der Gesellschaft als Ganzes ist es ähnlich. Viele Innovationen dienen nur dem nachhaltig weiter so.
Elektroautos statt Verbrenner, aber Energieverbrauch und Rohstoffverbrauch insgesamt weiter hochfahren.

Dabei leben wir in einer Gesellschaft, in der die bisherigen Denkweisen und die daraus hervorgehenden Verfahrens- und Lebensweisen an ihre absehbar lebensbedrohlichen Grenzen stoßen.

Das nehme ich mal als Ausgangssituation. Grundlegende Transformationen wären also angesagt.

Und nicht nur dem System, der Kultur oder wie man das große Ganze nennen mag, zuliebe. Ich erlebe viele Menschen, die mit ihrer Leistungsorientierung, ihrem Bedürfnis nach Anerkennung sich eher fremdbestimmt fühlen und vielleicht einen Beruf nur ausüben, weil sie in dem Fach in der Schule gelobt wurden. Dazu die häufige Sinnlosigkeit der ausgeführten Arbeiten, dem Gesamtsystem mit Überproduktion, immer weiter zunehmender Bürokratie und Kontrollwahn und der Trennung von Arbeit und Leben geschuldet.
Veränderungen an dieser Stelle benötigen erst einmal viele Ablösungen. Neues und Anderes ist noch nicht in Sicht und müsste erst etabliert werden. Wahrscheinlich ist erst einmal große Unsicherheit.

Schon den anfangs beschriebenen kleinen Verhaltensänderungen stehen ja machtvoll die alten Gewohnheiten entgegen, wieviel schwerer sind grundsätzliche Veränderungen, die sich oft nicht wie gute Vorsätze mit Vernunft allein begründen lassen. Selbsterkenntnis. Näher bei uns selbst sein. Weniger Ablenkung durch Konsum. Statt der Anerkennung in der erwarteten und ausgefüllten Rolle mit den angehäuften Statussymbolen die Freude am Subjektsein. Da ist viel Gefühl dabei.
Wie soll das gehen? Und wohin? Und warum?
Quälende Unsicherheit drängt oft zu schnellen und grandiosen Antworten. Der Streit um die richtigen Antworten führt eher zu Spaltungen in der Gesellschaft, wo es doch um das gemeinschaftliche agieren ankäme. Und so ist die Gefahr groß, in seiner Blase zu landen, zu den Guten, den Woken, den Bewussten zu gehören.

Gemeinsame Fragen könnten eher verbinden.

Wir sollten länger und wiederholt bei den Fragen verweilen, weil die schnellen Antworten oft von den momentanen Prägungen beeinflusst sind. Führt mehr Achtsamkeit und Meditation und Selbstentfaltung automatisch zu einer Transformation des Systems? Oder wird das System dadurch eher stabilisiert, auch weil es besser aushaltbar wird? Wenn ich statt Zucker Ahornsirup verwende oder Kokosblütenzucker, bei der H-Milch jetzt Bio draufsteht, speziellen Tee trinke zur Stärkung der Abwehrkräfte, wird da schon irgendwas transformiert, oder bin ich nicht einfach in einem farbenfroh diversifizierten, anspruchsvoll kontrollbedürftigen, trendig anerkannten und konsumorientierten Lebensstil gelandet, der problemlos zum Gesamtsystem passt?

In welche Richtung könnte es stattdessen gehen? Meiner Meinung nach müsste es um ein sehr grundsätzliches Umdenken gehen, um neue Sicht und Seinsweisen, um ein neues Verständnis der Position des Menschen in der Welt. Nur ein paar Ideen:

Wie können wir z.B. lernen, dem Leben um uns herum mehr Subjektcharakter zuzubilligen. Die Gesetze der Natur annehmen und uns als Teil empfinden. Nicht als Macher und Kontrolleure, sondern als Mittuer uns einfügen. Oder gemeinsam wenig haben statt einsam viel.

Undsoweiter. Ich fasse es unter dem Begriff Biokultur. Das ist sicher ein mühsamer und anspruchsvoller Weg, auch weil es schon so lange in die falsche Richtung geht. Wen es näher interessiert: in meinem Biokulturkochbuch habe ich an Beispielen ausgeführt: Naturentfremdung und Biokultur statt Kriegswissenschaft. Kann als pdf bei Hof-Philosophie auf der Homepage heruntergeladen werden.

Nachhaltigkeit reicht nicht, s.o. Regenerative Kulturen meinen den Verbrauch von Ressourcen, lassen aber soziale Aspekte wie das Bedürfnis nach Zugehörigkeit außer Acht.

Und wie soll das gehen, gleich unsere gesamte Kultur zu verändern?
Es bleibt wohl nichts Anderes übrig, als im Kleinen und bei uns selbst anzufangen. Der Austausch irgendwelcher korrupter oder unfähiger Eliten wird kaum zu einem anderen System führen, aber grundsätzlich verbreitete andere Lebensweisen wohl schon. Politisches Engagement, Demonstrationen etc. halte ich nicht für unsinnig, aber für wenig erfolgversprechend.

Es kommt dazu: Wir existieren nicht als Einzelwesen. Bei persönlichen Veränderungen geht es immer auch um den sozialen Kontext und die Gesellschaft insgesamt. Wir müssen die Vorstellung von einem unabhängigen isolierten Selbst in Frage stellen. Auch bei dem was wir wollen, unserer Selbstfindung, ist eine Prägung durch unsere Kultur gegeben. Anders ausgedrückt: es genügt nicht, wenn wir mit Hilfe von Therapien unsere Neurosen beseitigen, wenn gerade diese unangenehmen Verhaltensweisen in einem kranken System notwendig sind.

So ist es auch nicht hilfreich, sich zur Selbstfindung völlig auf sich selbst zurückzuziehen, sondern indem wir das Neue wagen, also im Umgang mit der Welt, lernen wir uns besser kennen. Das ist eine Chance, die jede Veränderung anbietet. Als lernende und sich selbst verbessernde Wesen kann uns das Lust machen auf den Umgang mit uns, den anderen und der Welt, ohne dass wir uns selbst oder alles, was wir tun, gleich toll oder wunderbar finden müssen. Vielleicht haben wir am Ende mehr Fragen als Antworten. Auch das ist Welterkenntnis.


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